Nachdem die USA am Freitagabend in einer kurzfristig anberaumten Konferenzschaltung ihre NATO-Partner über ihre Befürchtung informierten, eine Invasion russischer Truppen in die Ukraine stehe kurz bevor, gerieten die Aktienmärkte weltweit unter Druck. Im Gegenzug gewannen Anleihen, insbesondere Staatsanleihen. Auch Gold stieg aufgrund der Verunsicherung der Marktteilnehmer um knapp 2 % auf ca. 1.860 US-Dollar, Öl um ca. 4 %.

Nachdem weitere Gespräche des Westens mit Russland am Wochenende keine Entspannungssignale brachten und die Fronten verhärtet scheinen, erhöhte das am Montag zu Handelsbeginn den Druck auf die Aktienmärkte weltweit. So notierte beispielsweise der DAX mit einem Verlust von fast 4 % zwischenzeitlich bei nur noch 14.850 Punkten. Im Zuge dessen stieg die Volatilität gemessen am VDax-new um ca. 30 % auf über 30 und damit auf ein Zwölfmonatshoch.

Aktuell ist die Situation für die Marktteilnehmer nur schwer greifbar, auch weil selbst aus der Ukraine ein gewisses Unverständnis für den Call der USA am Freitag zu vernehmen war. Sicherlich sollte die Situation im Russland-Ukraine-Konflikt nicht unterschätzt werden. Dennoch sind wir der Meinung, dass Investoren Ruhe bewahren sollten. Letztlich kann es auch nicht im Sinne Russlands sein, die Situation eskalieren zu lassen. Wir gehen derzeit davon aus, dass es sich aktuell noch immer „nur“ um ein spieltheoretisches Säbelrasseln handelt, da Russlands Staatspräsident Wladimir Putin und Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko innenpolitisch unter Druck stehen und davon durch ihr außenpolitisches Handeln vermutlich ablenken wollen. Die USA scheinen durch ihr Agieren die mediale Aufmerksamkeit für den Konflikt deutlich zu verstärken, was den Druck auf Russland, eine Eskalation zu vermeiden, erhöht. Als positiv erachten wir, dass die Beteiligten weiterhin miteinander sprechen und in stetigem Kontakt sind. Die Absage Russlands für die diese Woche stattfindende Sicherheitskonferenz in München zeigt zwar, wie verhärtet die Fronten derzeit sind, ändert an unserer nicht allzu pessimistischen Einstellung aber zunächst nichts.

In den Private-Investing-Strategien werden wir derzeit keine Veränderungen wegen der Situation im Energietransitland Ukraine vornehmen. Basierend auf unserem „Buy the Dip“-Szenario ist zwar geplant, Aktienrücksetzer (z. B. im DAX auf 15.000 Punkte) zur Aktienquotenaufstockung auszunutzen, wir werden allerdings zunächst die geopolitische Lage und eine Stabilisierung der Aktienmärkte abwarten, auch weil unserer Ansicht nach, eine gewisse Panik der Marktteilnehmer zu spüren ist. Sollte sich eine Entspannung abzeichnen, werden wir umgehend handeln, und die Aktienquote in einem ersten Schritt in den Strategien „BfV Allrounder“ und „PI Ökorendite“ erhöhen. Antizyklische Chancen sehen wir derzeit vor allem in Asien und dort insbesondere in China, aber auch Indien betrachten wir als langfristig sehr interessant und wollen Rücksetzer zum Zukauf nutzen.

Für Portfolios mit übergewichteten Aktienquoten könnte es sich aufgrund der globalen Verunsicherung anbieten, das Risiko in einer Gegenbewegung etwas zu reduzieren und/oder den Anteil an Value-Titeln mit soliden Geschäftsmodellen zu erhöhen. Als Absicherungsmöglichkeit könnten sich innerhalb der Aktienquote beispielsweise auch Investitionen in Öl-Unternehmen oder Goldminen als positiv erweisen und kleinere Emerging Markets und Frontieraktienmärkte empfehlen wir ebenso zur Diversifikation. Gold befindet sich seit Ende September in einem leichten Aufwärtstrend und dürfte bei einer weiteren Verschärfung des Ukraine-Russland-Konflikts weiter zulegen.

Über den Autor

 

PATRICK KÜMMEL

Patrick Kümmel fungiert als Ansprechpartner für unsere PRIVATE INVESTING Strategien und unsere Advisor. Weiterhin unterstützt er das Investment Research, schreibt das monatliche Investment Radar und verantwortet das ETF-Research. Er erstellt Rendite-Risiko-Analysen für Advisor von eigenen Vermögensverwaltungsstrategien und ist Ansprechpartner für das Thema ESG/ Nachhaltigkeit.

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