Vermögensverwaltung: Factsheet und Kundendepot weisen Unterschiede in der Wertentwicklung auf – warum ist das so?

Kunden fällt immer wieder auf, dass die Performance ihres Vermögensverwaltungsdepots von dem im Factsheet angegebenen Wertzuwachs abweicht. Wir wollen im Folgenden die Gründe für diese Abweichung näher beleuchten.

Für jede Vermögensverwaltungsstrategie der BfV existiert ein eigenes Factsheet (Beispiel: PRIVATE INVESTING Smart Opportunities), in dem die wichtigsten Informationen und Daten zur jeweiligen Strategie zu finden sind. Dieses Factsheet richtet sich nach dem dazugehörigen Modellportfolio, das bei der FIL Fondsbank (FFB) als depotführender Stelle angelegt ist.

Findet nun eine Änderung des Modellportfolios infolge einer Neuallokation der enthaltenen Fonds statt, setzt das Factsheet diese Änderung sofort um. Alle drei Tage wird der Stand des Modellportfolios abgefragt und das Factsheet aktualisiert. In der Realität allerdings nimmt dieser Prozess mehrere Tage in Anspruch. Und: Nicht alle Käufe und Verkäufe der Fonds finden am selben Tag statt, sondern die Transaktionen erfolgen Zug um Zug – genau wie in einem ganz normalen Fondsdepot.

 Bei einem Zug-um-Zug-Geschäft wird zunächst der betreffende Fonds verkauft und erst nach Abwicklung dieser Verkaufsorder und der Gutschrift des Verkaufserlöses wird eine entsprechende Kauforder in Höhe des Verkaufserlöses, ggf. auch nach Abzug von Steuern (die im Factsheet nicht berücksichtigt werden können), platziert. Somit kann sich eine neue Allokation, je nach Fonds, über mehrere Handelstage ziehen. In der Regel sind das 6–8 Tage, es kann im Einzelfall aber auch mehr sein. Exakte Zeiträume anzugeben, ist sehr schwer, weil der Zeitraum von den individuellen Orderannahmeschlusszeiten (Cut-off) und Valutenregelungen (Zahlungsfluss) der Fonds bestimmt wird.

In dieser Zeitspanne verändern sich natürlich auch die Kurse der Fonds, sodass bei großen Bewegungen sowohl die Verkaufskurse der Fonds als auch die Kaufkurse der neuen Fonds für oder gegen den Investor laufen können.

Diese großen Zeitspannen kommen insbesondere zum Tragen, wenn zwei oder mehr Fonds in einem Portfolio getauscht und/oder Gewichtungen geändert werden. In diesem Fall findet bei der FFB ein sog. Rebalancing statt, wobei der Anteil aller Fondspositionen im Portfolio zumindest teilweise verändert wird.

Ein solches Rebalancing erfolgte insbesondere im Frühjahr 2020, als wir extreme Kursbewegungen an den Wertpapiermärkten und damit verbunden auch viele Veränderungen in den Vermögensverwaltungsstrategien hatten.

Ein Eins-zu-eins-Tausch hingegen, also ein Tausch eines Fonds gegen einen anderen mit identischer Gewichtung, kann in einem kürzeren Zeitraum erfolgen, zumal die restlichen Fondspositionen im Depot – anders als beim Rebalancing – unberührt bleiben.

Im Kundendepot gibt es zudem weit mehr Bewegung als im Factsheet. Möglicherweise wird noch ein Kauf oder ein Verkauf im Depot durchgeführt, zum Beispiel über Spar- oder Entnahmepläne, und das Rebalancing wird hintenangestellt. Dies wirkt sich dann auf die Performance aus.

Eventuell ist die vorangehende Allokationsumsetzung noch nicht im Kundendepot vollzogen, was wiederum dazu führt, dass die aktuelle Allokation später umgesetzt wird. Auch dies ist für die Wertentwicklung relevant.

 

Das Depot beinhaltet:

– Sparpläne und Auszahlpläne: Käufe oder Verkäufe „blockieren“ das Depot vorübergehend und führen dazu, dass die Allokation später umgesetzt wird, als im Factsheet ersichtlich.

– einen Cash-Abgleich: Der Vermögensverwalter (BfV) prüft, ob es auf dem Abwicklungskonto einen höheren Bargeldbestand (> 100,– Euro) gibt. Falls ja, wird in die Portfoliostruktur investiert. Bei negativen Salden auf den Abwicklungskonten wird aus der Portfoliostruktur zugunsten des Abwicklungskontos verkauft. Das Factsheet hingegen kennt keinen Cash-Abgleich und keinen Bargeldbestand.

– Gebühren: Die Erstdepotgebühr (45,– Euro) und die Zweitdepotgebühr (12,– Euro) werden dem Depot belastet. Das Factsheet kennt die individuelle Depotgebühr nicht.

– Steuern: Diese werden dem Depot belastet und mindern den Depotwert. Die Factsheet-Performance berücksichtigt weder Steuern noch Freistellungsaufträge noch Nichtveranlagungsbescheinigungen.

– Vorabpauschalen: Diese werden am Jahresanfang dem Depot belastet, jedoch nicht dem Factsheet.

– Fremdfondsabgleiche: Bei Depotübertragungen befinden sich i. d. R immer auch sog. „fremde“ Fonds im Depot, die nicht in der Portfoliostruktur des Modellportfolios hinterlegt sind. Fremdfonds werden, falls möglich, verkauft und in die Anlagestruktur investiert. Während die Verkäufe und die Käufe durchgeführt werden, ist das Depot für eine Allokation durch den Strategie-Advisor blockiert und es durchläuft Bewegungen, die das Factsheet wiederum nicht vorsieht.

– Bestandsprovisionen: Die Wertentwicklung laut Factsheet wird ohne die Rückvergütung der Bestandsprovisionen von Fonds berechnet, die darüber hinaus als Gewinn zu versteuern sind. Wo möglich, wird in den Vermögensverwaltungsstrategien auch deshalb in günstigere institutionelle Fondsanteilsklassen investiert.

– Rabatte: In einigen Fällen rabattiert der Vermittler das Einstiegsentgelt, übernimmt die Depotgebühr oder reduziert den Vertriebsanteil der laufenden Vergütung. Das wirkt sich positiv auf das Depot aus, jedoch nicht auf das Factsheet.

Es gibt also eine Vielzahl an Ursachen, warum die Wertentwicklung des individuellen Kundendepots von der des Factsheets abweicht. Unsere BfV-Strategien (Protect, Allrounder, Futuretrends) haben wir deshalb noch strategischer aufgestellt, um möglichst wenige Veränderungen und Anpassungen vornehmen zu müssen. Allokationen führen wir grundsätzlich im Eins-zu-eins-Tausch aus, um die oben beschriebenen Auswirkungen der Zeitverzögerung bei den Allokationen möglichst gering zu halten. Dennoch werden wir klare Opportunitäten und Über- oder Untertreibungen weiterhin im Sinne der Anleger nutzen.

 

Kommen Sie bei Fragen und Anregungen gerne auf das Team von Investment Research zu.

Telefon: 06171 – 9150 520

E-Mail: investment-research@bfv-ag.de

Über den Autor

MARC HAEGERT

Marc Haegert fungiert als Ansprechpartner für das Investment Research sowie für unsere Produktpartner. Er verantwortet im Rahmen der Vermögensverwaltung das Fondsresearch und die Strategien der Vermögensverwaltung und steht Advisorn und Vermittlern bei Fragen zu PRIVATE INVESTING Strategien zur Verfügung. Der Diplom-Kaufmann sammelte jahrelange Erfahrung als Endkundenberater mit eigenen Musterportfolios und Empfehlungslisten mit breitem Zugang zu Produktanbietern.

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