In den Vereinigten Staaten sind die Leitzinsen bereits kräftig angehoben worden. Zuletzt Anfang Februar um 0,25 Prozentpunkte. Aber reicht das schon, um der Inflation Herr zu werden? Zwar ist die Teuerungsrate im Februar auf 6,0 Prozent gefallen, doch das (ursprüngliche) Ziel der Zentralbank liegt noch in weiter Ferne. Der Arbeitsmarkt befindet sich indes nach wie vor in robuster Verfassung. Zuletzt kamen laut Regierung 311.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, nach revidiert 504.000 im Januar.
Sollen/müssen die Notenbanker ihrem Kurs treu bleiben und weiter an der Zinsschraube drehen? Immerhin hatte die Fed die Leitzinsspanne binnen eines Jahres von nahezu Null bis auf den gegenwärtigen Stand von 4,5 bis 4,75 Prozent nach oben geschleust. Kürzlich hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erklärt, dass die „Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte vor dem Hintergrund eines nach wie vor robusten US-Arbeitsmarktes und starken Einzelhandelsumsätzen nicht ausgeschlossen sei.“ Das würde eine deutlichere Anhebung der Zinsen bedeuten. Doch ist das für die Realwirtschaft verkraftbar?
Insbesondere mit dem jüngsten Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) und Schieflagen bei weiteren Regionalbanken stellt sich auch die Frage, wie lange der rasante Zinsanhebungszyklus noch Bestand haben wird. Mit Geldspritzen in Milliardenhöhe versucht die US-Notenbank, die Regionalbanken in den USA vor einem ähnlichen Schicksal wie der SVB zu bewahren. Für die Sitzung in dieser Woche gilt daher eine Erhöhung um einen Viertel-Prozentpunkt als ein wahrscheinliches Szenario. Zweifellos ist der Bankenmarkt im Wirtschaftskreislauf zentral. Andere Sektoren könnten ebenfalls in Mitleidenschaft geraten. Insofern ein schmaler Pfad, auf dem sich die Fed bewegt. Und die Reaktion der Märkte?
Der Dow Jones U.S Banks Index notiert am 20.03. bei 384 Punkten. Noch Anfang Februar, vor dem Kollaps der SVB, stand er bei nahezu 500 Zählern. Auf 1-Jahressicht summiert sich das Minus auf 30 Prozent. Die Aktien der großen US-Banken stehen aktuell weiter unter Druck. JP Morgan und Goldman Sachs haben auf 4-Wochensicht 11 bzw. 13 Prozent eingebüßt. Auch die im S&P 500 gelisteten Bank of America, Citigroup, Morgan Stanley und Wells Fargo gaben deutlich nach. Der Leitindex Dow Jones bewegt sich um die 32.000 Punkte, wohingegen der S&P 500 Mitte März unter die wichtige Unterstützung bei 4.000 Zähler rutschte. Demgegenüber hat sich der technologielastige Nasdaq 100 nach seinem Tief zuletzt auf circa 12.500 Punkte stabilisiert.
Die Fed steckt im Dilemma. Geht sie den Kurs der geldpolitischen Straffung weiter, denn nur so ist das Ziel der Preisstabilität zu erreichen, steigt auf der anderen Seite zugleich der zinsseitige Druck auf das Finanzsystem. Verwerfungen könnten die Folge sein. Aktuell sehen die Notenbanker ihr Heil darin, Leitzinsen anzuheben und gleichzeitig gezielt Liquidität zur Verfügung zu stellen. Ausgang ungewiss. Banktitel werden (vorerst) auch weiterhin gemieden. Die nächste Entscheidung der FED wird heute (22.03.) um 19:00 Uhr MEZ kommuniziert. Es bleibt spannend.
In der Summe ist die steile inverse Zinskurve dies- und jenseits des Atlantiks abgeflacht, wenngleich sie noch besteht. Vor der gegenwärtigen Situation invertierte die deutsche Zinskurve zuletzt im November 1990. Damals für fast zwei Jahre und bis zu einer Differenz von 1,3 Prozentpunkten.
Schlittern wir damit doch in eine Rezession hinein? Eines ist zumindest sicher: Die Notenbanker halten (vorerst?) am Ziel des Inflationsrückgangs fest.