Mit Blick auf das abgelaufene erste Halbjahr können Börsianer durchaus zufrieden sein. In einem herausfordernden Marktumfeld zeigten sich die führenden Börsenindizes von ihrer (verhalten) positiven Seite. Während DAX und Dow Jones mit Kurszuwächsen von 5 bzw. 6 Prozent insbesondere seit den Tiefständen Mitte März aufwarten, gibt allerdings der Nasdaq 100 und die großen US-Technologiedickschiffe die Pace vor. Gehen die Kurse dieser Tech-Riesen weiter durch die Decke oder liegt der Peak hinter uns? 

Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft – die Geschichte ist nicht neu und doch überraschte sie insbesondere im zweiten Quartal einige Investoren. Denn die Kurse dieser US-Technologieaktien kannten nur eine Richtung – die nach oben. Während 2022 das Tal der Tränen für viele Technologiekonzerne war, blühten sie im ersten Halbjahr wieder auf. In jüngerer Vergangenheit gesellte sich die Nvidia Corporation hinzu. Die Aktie des größten Entwicklers von Grafikprozessoren und Chipsätzen für PCs, Server und Spielkonsolen berauschte viele Investoren. Aktuell (22.06.) liegt der Aktienkurs bei circa 388 Euro, – ein phänomenales Plus von 180 Prozent seit Jahresbeginn. Im Herbst 2022 notierte die Aktie kurzzeitig bei 110 Dollar. Die Marktkapitalisierung ist bereits nahe dran an der von Alphabet und Amazon. Auch Adobe nimmt weiter Fahrt auf. Marktkenner verweisen auf das Feld der Künstlichen Intelligenz und verbesserten Softwareprodukten. Kurssprünge liegen hinter uns; nun stellt sich die Frage, ob die Rallye in die Verlängerung geht oder die Tech-Aktien jetzt zu teuer sind und es zu nachhaltigen Verkäufen kommt.  

Laut einer Umfrage der Bank of America sind mehr als die Hälfte der internationalen Portfoliomanager der Meinung, dass die Rallye bei „Big Tech“ Gefahren mit sich bringt und das Segment sehr hoch bewertet sei.  

„In den letzten Monaten preisten die Märkte nachlassende Inflationsrisiken und eine zukünftig moderatere Notenbankpolitik ein. Auch wenn sich diese Einschätzung nach und nach bestätigt, rückten die Risiken vielleicht etwas zu weit in den Hintergrund“, erklärte Kapitalmarktexperte Tilmann Galler von JP Morgan AM mit Blick auf die Kurssprünge. Fakt ist, dass wenige Wachstumsunternehmen insbesondere den technologielastigen Nasdaq 100 ordentlich in die Höhe getrieben hat. Kein Anstieg in der Breite, sondern eher sektorenspezifisch.  

Einen zusätzlichen Schub haben jene Wachstumsunternehmen durch die Hoffnung auf eine Wende in der Zinspolitik bekommen. Doch Vorsicht – auch hier ist das Eis dünner geworden. Es sei noch „ein langer Weg“, bis das Ziel einer Inflationsrate von 2,0 Prozent erreicht werde, erklärte Fed-Chef Powell nun bei einer Anhörung im US-Kongress. Das würde bedeuten, dass wir bis zum Jahresende durchaus noch weitere Zinsanhebungen sehen könnten. Nicht zuletzt wegen dieser Äußerungen sind manche Kurse wieder etwas runtergekommen von ihren Gipfeln. 

Zweifellos beflügeln sowohl neuere Entwicklungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz als auch die gegenwärtige Ertragsstärke viele Technologiekonzerne. Die Risiken (Bewertungsaspekte) sollten jedoch nicht vollends ausgeblendet werden. Gerade auch mit Blick auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld in den kommenden Monaten. 

Ihre Bank für Vermögen AG