Der Big-Mac-Index beschreibt auf leicht nachvollziehbare Weise das Gesetz von Preiseinheitlichkeit und Kaufkraftparität. Demnach soll ein homogenes und standardisiertes Gut in zwei Ländern keine Preisunterschiede aufweisen, solange die Waren frei handelbar sind. Ein Nebeneffekt: Der Big-Mac-Index macht die Inflation greifbarer.

Über Volkswirte sagt man, sie seien Theoretiker und hätten mit der Realität nicht wirklich viel zu tun. Dass dies nicht so ist, bewies die Volkswirtin Pamela Woodall, die seit den Achtzigerjahren für die britische Wochenzeitschrift für Wirtschaft, Politik und Kultur The Economist arbeitet. Sie befasste sich damals mit der Theorie der Kaufkraftparität. In aller Kürze besagt diese Theorie, dass sich ein homogenes, standardisiertes Gut in zwei Ländern preislich nicht unterscheiden sollte. Der Grund: Der Wechselkurs fungiert sozusagen als Füllspachtel und gleicht Unterschiede aus. Sind solche aber doch gegeben, deutet das auf eine Über- bzw. Unterbewertung der Währungen hin.

Der Big-Mac-Index fand bei seiner erstmaligen Veröffentlichung 1986 breite Beachtung und wird seitdem auch regelmäßig publiziert.

Abbildung:  Big Mac Index nach Ländern (Auszug), Stand: Januar 2023, Quelle: www.statista.de

Wenn Sie also Lust auf einen Big Mac haben, Ihnen 4,89 € (das ist aktuell der Durchschnittspreis in Deutschland) aber zu teuer erscheinen, dann weichen Sie doch einfach in ein anderes Land aus. In Moldawien zahlen Sie für dieses köstliche Gourmetessen nur 2,87 € und in Ägypten bekommen Sie einen Big Mac für gerade einmal 1,66 €. 

Genau hier liegt die Hauptkritik an diesem Index. Denn das Gesetz der Preiseinheitlichkeit basiert auf einem perfekten Markt, in dem die Güter uneingeschränkt – und damit frei von Transportkosten – handelbar sind. Aber würden Sie nur wegen eines Big Mac nach Moldawien fahren? Auch berücksichtigt der Index nicht, dass beispielsweise unterschiedliche Lohnniveaus , Mehrwertsteuersätze, aber auch landwirtschaftliche Subventionen den Preis beeinflussen. Und zu guter Letzt ist der Big Mac dann doch nicht so standardisiert und überall auf der Welt gleich, wie man immer meint. In Indien etwa wird Hühnerfleisch verwendet.

Der Big-Mac-Index ist im Sinne einer vollwertigen Kennzahl natürlich nicht wirklich ernst zu nehmen. Das war auch nie die Intuition von Pamela Woodall. In einem Punkt aber wird es dann doch interessant, wenn wir mal die Theorie der Kaufkraftparität beiseitelegen: bei der historischen Entwicklung dieses Index in ein und demselben Land. Da zeigt sich nämlich ein Unterschied in der Preismessung zum klassischen CPI (Consumer Price Index). So hat das Wirtschaftsmagazin Forbes herausgefunden, dass in den USA die annualisierte Inflation nach dem Big-Mac-Index rund 1,3 %  über dem offiziellen Wert der USA liegt. Die horrenden Preisanstiege im Supermarkt vor Augen, ergibt dieser Index gefühlt dann doch wieder praktischen Sinn.

In der nächsten Ausgabe befassen wir uns ausgiebig mit dem Thema Inflation. Wir gehen beispielsweise der Frage nach, warum die Inflation in den USA geringer ausfällt als bei uns und wie die Prognosen in puncto Zentralbankpolitik ausfallen.

Ihr

Sasa Perovic

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