Gekommen um zu bleiben: Das Thema Nachhaltigkeit wird die Finanzwelt auch in Zukunft weiter beschäftigen. Wir sprachen mit Christoph Klein über dieses Thema. Welche Ansätze gibt es, wie kann man Greenwashing vermeiden und wie wirkt sich Nachhaltigkeit auf die Performance aus?

Chrstoph Klein ist Gründer und Managing Partner der ESG Portfolio Management GmbH. In seinen Fonds SDG Evolution Flexibel R (ISIN: DE000A1W9AA8) sowie SDG Evolution Bonds (ISIN: DE000A2AQZE9) setzt er in puncto Nachhaltigkeit neue Maßstäbe. Nicht ohne Grund erhielten Christoph Klein und sein Team bereits zahlreiche Auszeichnungen.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle in der Finanzanlage. Was bedeutet allerdings Nachhaltigkeit konkret?

Nachhaltigkeit in Bezug auf Finanzanlagen bezieht sich auf die Integration von Umwelt-, sozialen und Governance-Kriterien, auch bekannt als ESG-Kriterien, in den Anlageprozess. Wichtig ist zudem die nachweisbare Wirkung auf die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) wie Bildung, gesunde Ernährung und Klimaschutz.

Konkret bedeutet dies, dass bei der Auswahl von Investitionen nicht nur finanzielle Renditen berücksichtigt werden, sondern auch deren Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Art und Weise, wie das Unternehmen geführt wird.

Nachhaltige Investoren streben in der Regel danach, in Unternehmen zu investieren, die positive ESG-Praktiken und -Performance aufweisen. Dies kann bedeuten, dass sie Unternehmen bevorzugen, die Umweltauswirkungen reduzieren, soziale Verantwortung übernehmen und gute Corporate Governance-Praktiken befolgen. Ziel ist es, langfristige Werte zu schaffen, die nicht nur finanziell, sondern auch ethisch vertretbar sind.

Es gibt einige Bewertungen und Ansätze. Dazu gehört beispielsweise der ESG-Ansatz. Was halten Sie davon?

Der ESG-Ansatz (Umwelt, Soziales, Governance) ist eine wichtige Methodik, um Nachhaltigkeitskriterien in den Anlageprozess zu integrieren. Dieser Ansatz bietet mehrere Vorteile:

  1. Risikoreduktion: ESG-Analysen helfen, nicht-finanzielle Risiken wie Umweltauswirkungen, soziale Konflikte und Governance-Probleme zu identifizieren. Durch die Berücksichtigung dieser Faktoren können Anleger Risiken reduzieren.
  2. Langfristige Wertsteigerung: Nachhaltige Unternehmen, die ESG-Kriterien beachten und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten, haben oft eine bessere langfristige Performance. Sie sind besser gerüstet, um mit den sich verändernden Anforderungen des Marktes und der Gesellschaft Schritt zu halten.
  3. Ethische und soziale Auswirkungen: Der ESG-Ansatz ermöglicht es Anlegern, in Unternehmen zu investieren, die ihren Werten und ethischen Überzeugungen entsprechen. Dies kann persönliche Zufriedenheit und ein Gefühl der sozialen Verantwortung bieten.
  4. Anlegerpräferenzen: Da immer mehr Anleger nachhaltige Investitionen bevorzugen, kann ein ESG-Fonds dazu beitragen, neue Kunden anzuziehen und bestehende zu binden.
  5. Regulatorische Anforderungen: In einigen Regionen und Branchen gibt es bereits Vorschriften und Gesetze, die die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Anlagepraxis vorschreiben. Ein ESG-Fonds kann dabei helfen, diese Anforderungen zu erfüllen.

Insgesamt bietet der ESG-Ansatz eine ganzheitliche Methode, um finanzielle Renditen mit sozialen und Umweltauswirkungen in Einklang zu bringen und kann daher für viele Anleger attraktiv sein.

Wenn wir über Investmentfonds sprechen, so stellen wir fest, dass es jede Menge Fonds gibt, die beim Thema ESG sehr gut abschneiden. Ist das berechtigt?

Es gibt eine Vielzahl von Fonds, die sich selbst als ESG-Fonds bezeichnen. Die Qualität und Tiefe ihrer ESG-Integration kann jedoch erheblich variieren. Ein wesentlicher Teil dieses Problems liegt darin, dass es bisher keine einheitlichen und verbindlichen regulatorischen Kriterien für die Kennzeichnung von ESG-Fonds gab. Mit der Einführung der EU-Verordnung zur nachhaltigen Finanzwirtschaft, insbesondere den Taxonomie-Regelungen, gibt es jedoch jetzt klare Klassifizierungen für nachhaltige Fonds. Diese Taxonomie definiert „nachhaltige Aktivitäten“ und unterteilt Fonds in Artikel 8 und Artikel 9 Fonds. Artikel 8 Fonds berücksichtigen ESG-Aspekte in ihrem Anlageprozess, während Artikel 9 Fonds als „besonders nachhaltige Fonds“ gelten und strenge Kriterien erfüllen müssen, um als solche eingestuft zu werden. Artikel 9 Fonds gelten als die nachhaltigsten, da sie spezifische und strenge Nachhaltigkeitsziele verfolgen und die Wirkung transparent nachweisen müssen.

Anleger, die sicherstellen möchten, dass sie in wirklich nachhaltige Fonds investieren, können Artikel 9 Fonds als bevorzugte Wahl in Betracht ziehen. Unser Fonds SDG Evolution Flexibel, ein Mischfonds, ist als Artikel 9 Fonds klassifiziert.

Darüber hinaus gibt es ja noch die Taxonomie und die UN-Ziele. Klären Sie uns bitte auf: Wie kann das innerhalb eines Aktien aber auch eines Anleihenfonds umgesetzt werden?

Die EU Taxonomie definiert sechs wirtschaftliche Aktivitäten als nachhaltig. Dazu gehören die Reduktion von GHG Emissionen, die Förderung der Kreislaufwirtschaft und der Schutz der Biodiversität. Zusätzlich darf die Aktivität keinem Ziel „signifikant schaden“ und soziale Mindeststandards müssen jederzeit eingehalten werden. Fondsmanager müssen die sogenannten Taxonomie Quoten berechnen und transparent darüber berichten.

Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind 17 globale Ziele, um eine nachhaltige Welt zu schaffen. In Aktien- und Anleihenfonds können sie durch Investitionen in Unternehmen oder Projekte umgesetzt werden, die zur Verwirklichung dieser Ziele beitragen. Zum Beispiel können Fonds in Unternehmen investieren, die erneuerbare Energien entwickeln, oder Anleihen auswählen, die Projekte zur Bekämpfung von Armut oder zur Verbesserung der Bildung finanzieren. Die Integration der SDGs erfordert eine genaue Auswahl von Vermögenswerten, die mit den Zielen in Einklang stehen, sowie transparente Berichterstattung über den Beitrag des Fonds zur Erreichung dieser Ziele.

Haben Sie spezifische Nachhaltigkeitskriterien für Ihre Fonds?

Ja, unsere Fonds verfolgen eine umfassende Palette spezifischer Nachhaltigkeitskriterien, um sicherzustellen, dass sie den höchsten Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.

  1. Artikel 9 Fonds: Wir legen besonderen Wert auf die Klassifizierung unserer Fonds als Artikel 9 Fonds gemäß der EU-Taxonomie. Dies bedeutet, dass unsere Fonds strenge Kriterien für Nachhaltigkeit erfüllen und spezifische Nachweise für ihre nachhaltige Ausrichtung erbringen.
  2. Hohe Taxonomie-Alignment: Unsere Fonds streben eine hohe Taxonomie-Ausrichtung an, indem sie in Unternehmen und Projekte investieren, die den ESG-Kriterien der EU-Taxonomie entsprechen. Dies gewährleistet, dass die im Portfolio gehaltenen Vermögenswerte nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten unterstützen.
  3. Negativkriterien: Wir wenden strenge Negativkriterien an, um sicherzustellen, dass Unternehmen, die gegen wesentliche ESG-Prinzipien verstoßen oder in kontroverse Geschäftspraktiken verwickelt sind, aus unseren Portfolios ausgeschlossen werden. Dies hilft, Risiken zu minimieren und ethischen Bedenken gerecht zu werden.
  4. Förderung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs): Unsere Fonds haben das klare Ziel, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu fördern. Wir investieren gezielt in Unternehmen und Projekte, die zur Erreichung dieser globalen Ziele beitragen, sei es durch erneuerbare Energien, Bildungsförderung oder Armutsbekämpfung.
  5. Transition-Unterstützung: Wir erkennen die Bedeutung des Übergangs zu einer nachhaltigeren Wirtschaft an. Daher investieren wir in Unternehmen, die aktiv an der Umstellung auf nachhaltigere Praktiken und Technologien arbeiten. Dies trägt nicht nur zur Risikominderung bei, sondern auch zur Förderung einer grünen Wirtschaft.

Unsere spezifischen Nachhaltigkeitskriterien sind darauf ausgerichtet, langfristigen Mehrwert für unsere Anleger zu schaffen, während wir gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten. Wir verfolgen eine transparente Berichterstattung über die Umsetzung dieser Kriterien, um das Vertrauen unserer Anleger in unsere nachhaltige Anlagestrategie zu stärken.

Rein aus praktischer Sicht: Wie kann man als Anleger bzw. Berater das Thema Greenwashing bei Investmentfonds aber auch bei Aktien umgehen?

 Das Vermeiden von Greenwashing bei Investmentfonds und Unternehmen erfordert eine kritische Herangehensweise und gründliche Recherche. Hier sind einige praktische Schritte, die Anleger und Berater ergreifen können:

  1. Prüfen Sie die EU-Taxonomie-Klassifizierung: Überprüfen Sie, ob der Fonds als Artikel 8 oder Artikel 9 Fonds gemäß der EU-Taxonomie eingestuft ist. Artikel 9 Fonds gelten als nachhaltigere Option.
  2. Analysieren Sie die ESG-Integration: Untersuchen Sie, wie der Fonds ESG-Kriterien in seinen Anlageprozess integriert. Gibt es klare Richtlinien und Strategien zur Einhaltung nachhaltiger Standards?
  3. Negativkriterien überprüfen: Achten Sie auf Negativkriterien. Gibt es klare Ausschlüsse von Unternehmen oder Branchen, die gegen ESG-Prinzipien verstoßen? Dies kann ein Indikator für Ernsthaftigkeit sein.
  4. Transparenz bewerten: Stellen Sie sicher, dass der Fonds transparente Informationen zur ESG-Performance und zur Einhaltung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bereitstellt.
  5. Bewertung der Portfoliozusammensetzung: Untersuchen Sie die im Portfolio gehaltenen Vermögenswerte. Sind sie mit den angegebenen Nachhaltigkeitszielen und der Taxonomie-Ausrichtung des Fonds im Einklang?
  6. Unabhängige Bewertungen einholen: Berücksichtigen Sie unabhängige Bewertungen und Ratings von Drittanbietern wie z.B. FNG und Morningstar, um die Nachhaltigkeitspraktiken des Fonds zu bewerten.
  7. Beratung von Experten: Wenn Sie unsicher sind, ziehen Sie einen unabhängigen Finanzberater oder Experten für nachhaltige Investitionen hinzu, der Sie bei der Auswahl von Fonds und Aktien unterstützen kann.

Greenwashing zu vermeiden, erfordert Zeit und Recherche, aber es ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihre Investitionen wirklich den nachhaltigen Zielen entsprechen, die Sie verfolgen. Bleiben Sie kritisch und lassen Sie sich nicht von oberflächlichen Nachhaltigkeitsversprechen täuschen.

Sprechen wir mal über die Performance: Können nachhaltige Fonds langfristig besser abschneiden? Und wenn ja, in welchem Bereich bzw. welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?

 Grundsätzlich kann die langfristige Performance nachhaltiger Fonds besser sein, insbesondere in Krisenzeiten. Hier sind einige Faktoren, die dazu beitragen können:

  1. Langfristige Risikoreduktion: Nachhaltige Fonds neigen dazu, ESG-Risiken besser zu managen. Unternehmen, die auf Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung und gute Governance achten, sind oft besser vor langfristigen finanziellen Risiken geschützt. In wirtschaftlichen Abschwüngen können sie widerstandsfähiger sein.
  2. Zugang zu Wachstumsmärkten: Nachhaltige Fonds investieren oft in Unternehmen, die in zukunftsweisenden Bereichen tätig sind, wie erneuerbare Energien, saubere Technologien und Gesundheitswesen. Diese Sektoren können langfristiges Wachstumspotenzial bieten.
  3. Kundenpräferenzen: Da langfristig mehr Anleger nachhaltige Anlagen bevorzugen, könnten nachhaltige Fonds eine breitere Kundenbasis ansprechen und Kapital anziehen, was sich positiv auf ihre langfristige Performance auswirken könnte.
  4. Regulatorische Entwicklungen: Die zunehmende Regulierung und Transparenz im Bereich nachhaltiger Finanzen kann das Wachstum und die Stabilität nachhaltiger Märkte fördern.

 Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Performance von Fonds von vielen Faktoren abhängt, einschließlich des Marktumfelds, der Anlagestrategie des Fonds und der Qualität des Portfoliomanagements. Nachhaltige Fonds sind keine Garantie für bessere Renditen, und ihre Performance kann je nach Marktbedingungen variieren.

Langfristige Outperformance kann auftreten, wenn die ESG-Integration und die Nachhaltigkeitsstrategie des Fonds effektiv umgesetzt werden und mit langfristigen wirtschaftlichen Trends in Einklang stehen. Daher ist es wichtig, die spezifischen Merkmale und die Investmentphilosophie eines Fonds zu verstehen.