Aktuell beschäftigt ein übergeordnetes Thema die Marktteilnehmer. In diesem Fall ist es nicht der Stand der Inflation dies- oder jenseits des Atlantiks, auch nicht die damit zusammenhängende Notenbankpolitik nebst Auswirkungen im Finanzsektor. Nein, es ist ein politisches Sujet, das in diesen Tagen die Gemüter erhitzt – die Schuldenobergrenze in den USA und der Konflikt zwischen Demokraten und Republikanern um eine Einigung. Ausgang ungewiss.
Die Märkte beobachten derzeit (23.05.) mit Argusaugen die Verhandlungen zwischen der US-Regierung und den Republikanern über die Anhebung der Schuldenobergrenze. Hintergrund ist, dass die Obergrenze von 31,4 Billionen Dollar in Kürze erreicht ist. Sollten sich Demokraten und ihre Kontrahenten im Kongress nicht zügig auf eine Anhebung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze einigen können, droht der US-Regierung Anfang Juni ein Zahlungsausfall.
Eine Nichteinigung führe dann zu einem Ausfall von Zinszahlungen und damit zu einem Default der US-Staatsschulden. Ein Gau, auch für die Märkte jenseits der Vereinigten Staaten.
Es ist nicht das erste, womöglich auch nicht das letzte Mal, dass dieser Streit entflammt. Bereits Ende 2021 gestattete der US-Senat der Regierung die Aufnahme von 2,5 Billionen Dollar zusätzlicher Schulden von zuvor 28,9 Bio. US-Dollar auf dann 31,4 Bio. US-Dollar. Ansonsten wären die Vereinigten Staaten zahlungsunfähig geworden. Die Abstimmung im Kongress war äußerst knapp. Nun läuft die Frist am 01.06. ab, die es dem Staat erlaubt, neue Schulden aufzunehmen. Die Republikaner wollen Bidens Demokraten unbedingt zu Einsparungen drängen, sollten sie ihr „OK“ geben.
An den Aktienmärkten geben sich die Händler aktuell nervös. „Es ist die Schuldenobergrenze, die die Märkte im Moment am meisten beunruhigt”, sagte Meera Chandan, Co-Chefin der Devisenstrategie bei J.P. Morgan Chase & Co. gegenüber Bloomberg. Der Dow Jones notierte zuletzt bei 33.280 Zählern und damit in etwa auf dem Stand zu Jahresbeginn. Der breitere S&P 500 schloss hingegen zeitweise auf dem höchsten Stand seit August 2022.
Laut einigen Meldungen erhielt der Schweizer Franken zuletzt wieder Auftrieb, da Händler die Währung nutzen, um ihre Dollar-Engagements gegen Kursverwerfungen und potenzielle Verluste abzusichern. Sorge jedoch auch bei den professionellen Investoren. Die Fondsmanagerumfrage der Bank of Amerika zeigt, dass der Cashbestand in den Fonds relativ hoch ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich beide Parteien auf der Zielgeraden einigen und die Schuldenobergrenze anheben.
Übrigens, auch hierzulande nimmt die öffentliche Verschuldung weiter zu. Laut Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind die öffentlichen Schulden Ende 2022 auf einen neuen Höchststand von rund 2,37 Billionen Euro angestiegen. Wirtschaftliche Hilfen, insb. während der Corona-Pandemie, haben dazu beigetragen.