Nicht wenige Fonds rühmen sich mit (vermeintlich) hervorragenden Ergebnissen. Doch wie diese zustande kamen bleibt für das Auge des Betrachters oft verborgen. Der Blick hinter die Kulissen, also jenseits der veröffentlichten Zahlen, gibt Aufschluss über Management, Strategie und Vorgehensweise des Fonds. Oder kurz gesagt: Wie gut ist die Arbeit des Fondsmanagements wirklich?

In unserer Reihe über die Kriterien zur Bewertung von Investmentfonds haben wir in der vergangenen Ausgabe darüber berichtet, welche Kennzahlen durchaus Sinn machen. Gleichzeitig haben wir aber auch festgestellt, wie eng die Grenzen einer quantitativ fundierten Bewertung sind. In dieser Ausgabe will ich mit Ihnen eben diese Grenzen überwinden und aufzeigen, wie wichtig der Blick hinter die Kulissen ist.

Wenn ich etwas in meiner mehr als zehnjährigen Laufbahn als Chefanalyst bei einer Ratingagentur gelernt habe, dann ist es das: Zahlen sind geduldig. Sehr geduldig sogar! Nicht selten haben sich vermeintliche Experten als Glücksspieler entpuppt. Und häufig, ja sogar sehr häufig, zeigen vermeintlich langweilige Fonds erst in der qualitativen Bewertung ihre Stärken und Vorteile.

Woran liegt das? Fonds die irgendwelche Ranglisten anführen haben es leichter, sich als Siegertypen zu präsentieren, wohingegen die anderen häufig übersehen werden. Dabei sind sie nicht selten in puncto Qualität und Mehrwert für Anleger superior.

Was sind die Parameter für die qualitative Beurteilung?

Das Fondsmanagement spielt eine zentrale Rolle. Dass die Qualifikation wichtig ist, ist klar. Jedoch zeigen sich hierbei nur selten signifikante Unterschiede. Wichtiger ist hier die Frage, wie stark der Fondsmanager im Marktgeschehen integriert ist und wie er in bestimmten Marktphasen agiert.

Das lässt sich in einer einfachen Frage zusammenfassen: Was macht das Fondsmanagement, um den Erfolg des Fonds in Zukunft sicherzustellen?

Philosophie und Ansatz

Was erwarten wir von einem Fonds? Zunächst einmal gute Ergebnisse. Aber die sollten auch stabil sein, was auch das Ergebnis der Philosophie ist. Wie werden die Titel selektiert? Werden sie länger im Portfolio gehalten oder permanent umgetauscht? Und was sind die Selektionskriterien? Genau hier kommt die Qualität des Fondsmanagements zum Vorschein. Entweder er verfolgt irgendwelche Trends oder er hat eine fundierte, nachvollziehbare und erfolgsversprechende Strategie. Und genau das ist der Punkt, in dem sich Glücksspieler von wirklich erfolgreichen Fondsmanagern unterscheiden.

Und auch hier zeigt sich nicht selten: Vermeintlich langweilige Fonds haben häufig die nachhaltigere Strategie.

Risikomanagement: Entscheidender Faktor – aber bitte nicht zu eng

Beim Risikomanagement zeigen sich große Unterschiede. Bei einigen Fonds agiert dieses lediglich als Reportinginstanz. Bei anderen Fonds hingegen agiert das Fondsmanagement als Rahmen-gebender Faktor mit äußerst engen Vorgaben. Das mindert zwar potenzielle Risiken, führt aber auch häufig dazu, dass Renditeopportunitäten tendenziell eingeengt werden.

So geht es beispielsweise um die Frage, ob es Risikobegrenzungen gibt und falls ja, wie eng diese sind. Aber auch Personenrisiken sind entscheidend. Ist der Fondsmanager der alleinige Entscheider? Trotz gegebener Qualitäten könnte das ein Problem werden. Daher müssen Vertretungsregelungen und Entscheidungsprozesse en detail analysiert werden.

Besonders positiv sind mir in den zahlreichen Managerinterviews solche Fonds aufgefallen, bei denen das Risikomanagement bereits im Investmentprozess sinnvoll integriert ist und nicht konträr zur Philosophie des Fondsmanagements läuft.

Was ist der Mehrwert des Fonds?

Ganz wichtig in meinen zahlreichen Managerinterviews war immer die Frage nach dem Mehrwert des Fonds. Jenseits von irgendwelchen Hochglanzzahlen wollte ich immer wissen, was der jeweilige Fonds konkret an Mehrwert liefert. Was sind seine Alleinstellungsmerkmale? In welchen Marktphasen spielt er seine Stärken aus? Und wie ist sein Beitrag im Rahmen einer Portfoliooptimierung? Glauben Sie mir, erschreckend oft konnten mir diese Fragen nicht beantwortet werden.

Checkliste
  • Zusammengefasst sind folgende Punkte wichtig:
  • Qualifikation des Fondsmanagers und seines Teams
  • Ansatz und Philosophie des Fonds
  • Organisation der Research-Struktur
  • Entscheidungs- und Selektionsprozesse
  • Risikomanagement
Erfolgspotenzial

Eine quantitative Bewertung ist rückwärtsgerichtet und kann in einem gewissen Rahmen Aufschluss über die erzielten Ergebnisse geben. Die qualitative Beurteilung wagt – auch unter Hinzunahme der quantitativen Ergebnisse – einen Blick in die Zukunft.

Kurzum: Erst durch die Betrachtung sämtlicher Parameter und Kriterien lässt sich die Frage beantworten, welches Erfolgspotenzial einem Fonds für die Zukunft zuzuschreiben ist. Und erst dann kann eine sinnvolle Entscheidung über den Einsatz und Gewichtung in einem Portfolio getroffen werden.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Gerne stehe ich Ihnen unter sasa.perovic@bfv-ag.de zur Verfügung!

Ihr
Sasa Perovic

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Über den Autor

Sasa Perovic

Sasa Perovic ist Ansprechpartner für das Investment Research sowie für unsere Produktpartner.
Er steht Vermittlern bei Fragen zu Kapitalmärkten, Investmentfonds, Portfoliostrukturierungen uvm. zur Verfügung und ist für einen Großteil der Publikationen im Research Bereich zuständig. Hier kommt ihm seine mehrjährige Erfahrung zu Gute, die er auch seit einigen Jahren für die Erstellung eigener Publikationen in diesem Sektor nutzen konnte.